Die Trauma- und EMDR-Therapie

Die Therapie der Traumafolgestörungen benötigt auf Grund der neurobiologisch veränderten Speicherung von traumatischen Erfahrungen ein traumaspezifisches Vorgehen und traumaspezifische Verfahren zur Traumaverarbeitung.

Was sind traumatische Erfahrungen?

Traumatische Erfahrungen sind plötzliche oder lang anhaltende bedrohliche Ereignisse, die durch ihre Intensität so stressbeladen sind, dass sie die bisherigen Bewältigungsstrategien überfordern und mit Gefühlen von Hilflosigkeit, intensiver Angst und Kontrollverlust einhergehen. Traumatische Erfahrungen können jeden Menschen treffen. Zu den traumatischen Erfahrungen zählen schwere Unfälle, schwere lebensbedrohliche körperliche Erkrankungen, plötzliche Verluste oder Tod von wichtigen Beziehungspersonen oder sozialer Sicherheit, Überfälle und Naturkatastrophen und sexuelle, körperliche und emotionale Gewalt in der Kindheit und im Erwachsenenalter. Die neuen neurologischen Forschungsergebnisse machen deutlich, dass traumatische Erfahrungen anders vom Gehirn verarbeitet werden als normale Alltagserlebnisse. Diese Erfahrungen werden bruchstückhaft, fragmentiert und oft als Körper-, Bilder- und Geruchserinnerungen gespeichert. Sie hinterlassen Spuren in Form von zahlreichen körperlichen und psychischen Symptomen.

Was sind Traumafolgesymptome ?

Zu den psychischen Symptomen nach traumatischen Erfahrungen gehören:

  • Intrusionen: sich aufdrängende Bilder oder Gedanken an das traumatische Ereignis, unangenehme Gefühle oder quälende Alpträume
  • Hyperarousal: Unruhe, Schlaflosigkeit, Ängste, körperliche Angespanntheit, Reizbarkeit
  • Vermeidung: emotionales Betäubtsein, Teilnahmslosigkeit, Rückzug, Dicht-machen, Fremdheitsgefühle, Schuldgefühle und Selbstvorwürfe, geringe Selbstachtung.
    und als Langzeitfolgen können als komorbide Störungen: Depressionen, Essstörungen, Drogen- und Alkoholprobleme, somatoforme Störungen, Ängste und dissoziative Symptome auftreten

Was bedeutet Traumatherapie?

Die Behandlung erfolgt nach dem 4-Phasen-Modell der Traumatherapie:

  1. Phase: traumaspezifische Anamnese, Diagnostik und Beziehungsaufbau
  2. Stabilisierung und Ressourcenaktivierung
  3. Traumaverarbeitung mit traumaspezifischen Methoden: EMDR, Screen-Technik
  4. Traumaintegration und Neuorientierung

Was sind traumaspezifische Methoden?

Es gibt eine Vielzahl traumaspezifischer Methoden (Methoden aus der Verhaltenstherapie, Körpertherapie, IRRT, Sreentechnik, EMDR, brain-spotting und vieles mehr). Hintergrund all dieser Verfahren ist der Rekonsolidierungsansatz von (Ecker, Ticic & Hulley 2016). Die Autoren gehen davon aus, dass dysfunktional gespeicherte Erinnerungen, also traumatisch abgespeicherte Erinnerungen im Nachhinein transformiert werden können. Es geht dabei um Transformation der emotional-kognitiven Verzerrungen und körperbezogenen Korrelate.

EMDR (Eye Movement Desensitization und Reprocessing)

EMDR wurde von F. Shapiro 1987 entwickelt. EMDR ist ein hocheffektives Verfahren der Traumaverarbeitung und wurde 2014 vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GB-A) für Psychotherapie in den Richtlinienverfahren für die Behandlung von PTBS (Posttraumatischer Belastungsstörung) anerkannt.

EMDR ist ein manualisiertes Verfahren, das sog. Standardvorgehen in 8 Schritten.

Es geht dabei darum dysfunktional gespeicherte Erinnerungen zu aktivieren (Bild, Kognition, Gefühl und Körper) und in einem intuitiven Verarbeitungsprozess zu integrieren.

Dabei wird der Verarbeitungsprozess mit Hilfe der bilateralen Stimulation (visuell, taktil, auditiv) begleitet.

Die Praxis hat inzwischen gezeigt, dass EMDR auch erfolgreich bei weiteren Störungsbildern wie Anpassungsstörung, Ängsten, chronische Schmerzstörung, Phobien etc. einsetzbar ist.